Thierry Vermeulen (Emil-Frey-Ferrari) war beim Sonntagsrennen der DTM in Oschersleben etwa so erhitzt wie das Heck seines Ferrari, das nach dem Leitplankeneinschlag kurzzeitig Feuer gefangen hatte. Der junge Niederländer machte seinen Unmut über Unfallgegner Rene Rast (Schubert-BMW) mit einer ziemlich bekannten Handgeste deutlich, für die er später bei den Sportkommissaren antanzen musste.

Vermeulen, noch neben seinem demolierten Ferrari 296 GT3 auf der Strecke stehend, packte den Stinkefinger für den vorbeifahrenden Rast aus, der die Kollision deutlich besser überstanden hatte und seine Fahrt fortsetzen konnte. Emotionen gehören im Sport bekanntermaßen dazu, und so kam Vermeulen nach dem Vorsprechen bei den 'SpoKos' glimpflich mit einer Verwarnung davon.

DTM Oschersleben 2024: Highlights vom 2. Rennen (04:30 Min.)

Vermeulen für Stinkefinger-Geste verwarnt

Die 'gelbe Karte' war laut Ansicht der Sportkommissare die angemessene Bestrafung für das unsportliche Verhalten von Vermeulen, der sich für den von den TV-Kameras eingefangenen ausgestreckten Mittelfinger entschuldigt hatte. "Das ist nicht okay, so etwas unterstützen wir nicht", gab es auch von Emil-Frey-Technikdirektor Jürg Flach einen verbalen Klaps auf die Finger.

Diskutabel war unterdessen eine weitere Verwarnung, die Vermeulen für die Kollision mit Rast kassierte. Hier gingen die Meinungen über die Schuldfrage naturgemäß auseinander. "Rast hat ihn abgedrängt, Thierry hat nichts gemacht. Das war alles sauber", war Flach im Gespräch mit Motorsport-Magazin.com überzeugt. "Die Driving-Standards wurden meiner Meinung nach nicht eingehalten. Rast hat versucht, mit kalten Reifen um Positionen zu kämpfen. Am Ende hat er Thierry keinen Platz gelassen und ihn rausgedrückt."

Der Zwischenfall ereignete sich in der 17. Runde, kurz nachdem Rast die Reifen an seinem Schubert-BMW hatte wechseln lassen. Zunächst fuhr er bei der Boxengassenausfahrt seinem Vordermann Clemens Schmid (Dörr-McLaren) ins Heck. Eine unglückliche Situation, denn laut den Sportkommissaren habe der McLaren-Pilot in diesem Moment ein Problem mit der Schaltung gehabt.

Ferrari-Chassis nach Kollision mit Rast beschädigt

Wenig später kamen sich dann Rast und Vermeulen beim Kampf um den 13. Platz ins Gehege. Ausgangs der zweiten Kurve fuhr der BMW-Pilot auf der Innenseite, rechts daneben der Ferrari. Vermeulen geriet nach einem Kontakt ins Schleudern, drehte sich von der Strecke und schlug in die Streckenbegrenzung ein.

Das kleine Feuer im Motorbereich konnten die Streckenposten mit einem Feuerlöscher unter der Kontrolle bringen, doch laut Flach sei beim Einschlag das Chassis beschädigt worden. Für Vermeulen war das Rennen gelaufen, Rast belegte wie am Vortag den siebten Platz. Viel Zeit zur Reparatur bleibt nicht, denn schon am kommenden Wochenende soll der Ferrari bei der GT World Challenge in Brands Hatch (04.-05. Mai) an den Start gehen.

Thierry Vermeulen im Ferrari
Thierry Vermeulen bestreitet seine zweite Saison in der DTM, Foto: DTM

Rene Rast: "Ich kann mich nicht in Luft auflösen"

Der dreifache DTM-Champion Rast bewertete die Situation anders und sagte MSM: "Vermeulen hat sich innen neben mich gedrückt und mir am Kurvenausgang sehr wenig Platz gelassen. Er ist immer weiter nach links gezogen, hat sich dann gedreht und ist eingeschlagen. Ich konnte mich nicht in Luft auflösen." Die Sportkommissare teilten offensichtlich seine Ansicht.

Emil Frey Racing erlebte in Oschersleben einen Sonntag zum Vergessen: Schon vor Vermeulens Ausfall hatte es Teamkollege Jack Aitken erwischt. Der Brite, der am Samstag den Saisonauftakt von der Pole Position gewonnen hatte, fiel nach einer Startkollision mit Luca Stolz (HRT-Mercedes) aus. Trotz des Erfolgsballasts an Bord hatte sich der stark aufgelegte Aitken im zweiten Lauf von der dritten Startposition weitere gute Punkte ausgerechnet.

Emil-Frey-Ferrari: Sieg am Samstag, Nullnummer am Sonntag

Technikchef Flach bewertete den Aitken-Stolz-Kontakt als einen Rennzwischenfall. Die Rennleitung sah es ebenso und sparte sich eine nähere Untersuchung. "Der Start ist immer heikel", sagte Flach. "In der ersten Kurve ist nicht viel Platz. Jack kam von hinten und war mehr oder weniger auf gleicher Höhe. Stolz hat ihm keinen Platz gelassen, deshalb ist er relativ gerade rüber. Dabei hat sich Jack einen Platten eingefangen, das Ventil ist abgeschert."

Aitken fiel zurück und versuchte, die Kontrolle über den schlingernden Ferrari wiederzuerlangen. Im hinteren Feld kam es schließlich zu einer weiteren Kollision mit Maximilian Paul (Paul-Lamborghini), in die auch Lucas Auer (Winward-Mercedes) involviert wurde und sich den Kotflügel seiner gelb-grünen Mercedes-Mamba lädierte. "Das war wirklich Pech", so Flach, der einen Doppelausfall beim Schweizer Rennstall akzeptieren musste.